„Achte darauf, wie Du mit Dir sprichst, denn Du hörst Dir zu“- über sich selbsterfüllende Prophezeiungen und die Macht Deiner Gedanken

In diesem Artikel möchte ich Dir  zeigen, wie machtvoll unsere Gedanken wirklich sind und wie Du das Prinzip der sich selbsterfüllenden Prophezeiung positiv für Dich nutzen kannst. Ich möchte Dich zu einem kleinen Experiment einladen, bei dem Du erstaunliches entdecken kannst.


Gedanken

„Erst einmal gehe ich immer vom Schlimmsten aus, und wenn es dann besser kommt als gedacht, freu ich mich…“. Mit diesen Worten erklärte mir kürzlich eine Klientin die Vorteile des pessimistischen Denkens. „Und wie oft kommt es besser als gedacht?“, fragte ich. „Mh, eher selten“, sagte die Klientin. „Meistens behalte ich leider recht. Deshalb bin ich ja da.“

Schwarzmalen kann eine Lebensphilosophie sein. Und sie funktioniert erstaunlich gut.

Wenn Du erst mal mit dem falschen Bein aufgestanden bist, dann kann der Tag eigentlich nur noch mies weitergehen. Zu spät aus den Federn, schlechte Laune,  ins Büro gehetzt, natürlich Stau, Unterlagen vergessen- Mist, der neue Kollege nervt heute ganz besonders, die Kunden sind anstrengend und der Chef guckt auch irgendwie unfreundlich und führt wer weiß was im Schilde.

 

„Wenn der Tag schon so losgeht…“

 

Beim Einkaufen gerätst Du dann noch an diese unglaublich unfreundliche Verkäuferin und zu Hause wartet heute sicher auch nichts Gutes mehr. Ist eben einfach ein Scheißtag, das war ja schon heute morgen klar. Ich bin sicher, so oder so ähnlich hast Du das auch schon erlebt. So wie wir an eine Sache herangehen, erleben wir sie meist auch. Unsere Erwartungen und Befürchtungen beeinflussen unsere Art und Weise, wie wir etwas erleben. Soweit so gut, in der Theorie ist uns das alles klar.

In der Psychologie ist dieses Phänomen auch bestens bekannt. Es gibt zahlreiche Studien zum Thema „self fulfilling prophecy“.

So hat man u.a. in einem Experiment Lehrern gesagt, dass in einer Klasse einige ganz besonders kluge Schüler seien, von denen viel zu erwarten wäre. Denselben Lehrern sagte man, dass in der Klasse auch einige nur mittelmäßige Schüler seien. Nach mehreren Monaten hatten sich die Erwartungen erfüllt. Die Schüler, von denen die Lehrer geglaubt hatten, dass sie besonders klug wären, hatten ausgezeichnete Noten. Die als mittelmäßig benannten Schüler lagen mit Ihren Noten unter dem Durchschnitt. Allerdings hatten in Wirklichkeit zu Beginn des Experiments alle den gleichen Wissenstand und ähnliche Fähigkeiten.

Unser Denken bestimmt also unsere Wahrnehmung. Wunderbar! Denn das funktioniert nicht nur in negativer, sondern auch in positiver Hinsicht. Hast Du Lust, das einmal selbst auszuprobieren? Dann ist dieser Artikel für Dich.

Kennst Du schon den “Leben-Lieben-Lassen”-Podcast auf Apple Podcasts und Spotify?

Versteh mich nicht falsch, es geht mir nicht darum alles rosarot zu malen- a la: „Du musst das nur positiv sehen“, und so weiter. Von dieser Art positiven Denkens halte ich wenig. Nein, mir geht es darum, zu zeigen wie machtvoll unsere Gedanken wirklich sind und wie Du das Prinzip der sich selbsterfüllenden Prophezeiung positiv für Dich nutzen kannst. Ich möchte Dich zu einem kleinen Experiment einladen, bei dem Du erstaunliches entdecken kannst.

 

Es gibt eine ganz wunderbare Geschichte vom Mann mit dem Hammer. Sie stammt von Paul Watzlawick, nachzulesen im Buch “ Anleitung zum Unglücklichsein“.

Darin geht es um einen Mann, der ein Bild aufhängen will. Den Nagel hat er, aber nicht den Hammer. Der Mann beschließt also, zum Nachbarn zu gehen und sich einen Hammer auszuborgen. Doch da kommen ihm Zweifel. „Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Schon gestern grüßte er mich nur ganz flüchtig. Vielleicht war er in Eile, vielleicht hat er aber auch etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm doch gar nichts getan, der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es Ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann er einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie er vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen, weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht es mir wirklich! Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet. Doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie doch Ihren Hammer, Sie Rüpel!“

 

„Deine Gedanken sind nicht die Realität.“

 

Wir denken und bewerten eine Situation und verhalten uns dann so als wäre sie wahr. Weil wir das Ganze ja in unserem Kopf schon vorweggenommen bzw. uns ausgemalt haben. Wir verhalten uns also zu unseren Gedanken, nicht zur Realität. So bauen wir uns eine Privatwirklichkeit die nur in unseren Gedanken existiert, die wir aber für wahr und ganz real halten. Das sorgt im schlechtesten Falle dafür, dass unsere Erwartungen eintreten, weil wir uns so verhalten als wären Sie existent.

Du willst ein Beispiel? Hier ist es: Wenn ich davon ausgehe, dass die unfreundliche Nachbarin eh nicht grüßen wird, dann gehe ich selbst auch grußlos und hocherhobenen Hauptes an ihr vorbei und denke: „Was für eine unhöfliche Person!“ Dabei übersehe ich wahrscheinlich, dass Sie mir die ganze Zeit schon erwartungsvoll entgegenblickt. Genaugenommen hat sie keine Chance. Ich habe Ihr Verhalten schon vorweggenommen, genau wie in der Geschichte vom Mann mit dem Hammer.

Vielleicht ist es auch Deine Freundin, die sich irgendwie komisch verhält, sich zurückzieht und irgendwie anders ist als sonst. „Was habe ich ihr denn getan?“, denkst Du vielleicht und fühlst Dich schlecht. Den ganzen Tag verfolgen Dich diese Gedanken und Du hast Fragezeichen im Kopf. Nur fragen, fragen willst Du nicht. „Wer weiß, was Sie mir dann vorwirft oder was ich falsch gemacht habe…“ Das alles fühlt sich gar nicht gut an. Du ziehst Dich zurück. Einen Tag später fragt Deine Freundin Dich, ob Sie Dir irgendetwas getan hätte, weil Du Dich so komisch verhalten würdest. Dabei hat sie doch ein Problem mit Ihrem Partner und braucht dringend Deine Hilfe. Mensch, wenn Du das gleich gewusst hättest!

 

„Gedanken denken ist etwas anderes als Gedanken glauben“

 

Wenn Du unsicher bist, warum eine Mensch oder eine Situation sich schwierig verhält und woran Du hier eigentlich bist, dann kannst Du folgendes tun:

1) Frage Dich, was genau Dich jetzt an dieser Situation so traurig macht, bzw. was Du befürchtest? Finde den Gedanken im Hintergrund Deines Verstandes, der Dich traurig macht. Hier ein Beispiel: Deine Freundin verhält sich seltsam zu Dir und Du wirst unsicher. Und das bedeutet für Dich, dass….? Die Antwort könnte sein: Ich befürchte, dass sie sauer auf mich ist und mich ablehnt. Das ist der Satz, der Dich traurig macht und Dich leiden lässt. Das ist Deine Bewertung der Situation, von der Du glaubst, dass sie wahr ist. Aber es ist nur eine Möglichkeit, über diese Situation zu denken. Deshalb ist die nächste Frage außerordentlich wichtig:

2) Wie könnte es noch sein? Welche Möglichkeiten könnte es noch geben, warum sich Deine Freundin so merkwürdig verhält. Denk einfach nach und überlege Dir zwei, drei andere Bewertungen. Zum Beispiel: Sie ist heute nicht so gut drauf. Vielleicht hat Sie ein Problem. Oder: Sie könnte Stress haben mit Ihrem Mann. Oder: Sie hat Ärger mit dem Chef gehabt.

3) Könnte das auch wahr sein? Gehe Deine Vermutungen durch und frage Dich, was davon auch wahr sein könnte. Spüre in Dich hinein, ob es ja oder nein in Dir sagt. Was stellst Du fest? Welche Wahrheit möchtest Du glauben und wie fühlt sich das an?

4) Überprüfe Deine Vermutungen. Geh zu Deiner Freundin und frag sie. Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist die Kommunikation. Vielleicht hat sie ja genau darauf gewartet.

Wenn Du diese kleine Übung ausprobierst, kannst Du erstaunliches feststellen. Ich bin sehr gespannt und freu mich, wenn Du mir von Deinen Erlebnissen berichtest 😉


 

Achte darauf, wie Du mit Dir sprichst- denn Du hörst Dir zu

 

Die selbsterfüllende Prophezeiung wirkt aber nicht nur bei Gedanken, die Du über andere hast. Genauso wirksam ist das Phänomen auch bei den oft unbewussten Gedankenmustern und Bewertungen, die Du über Dich selbst hast. Und glaub mir, davon gibt es jede Menge. Im Coaching erlebe ich immer wieder, wie destruktive Glaubenssätze und Erwartungshaltungen Klienten davon abhalten, dass Leben zu führen, dass Sie gerne hätten. Es gibt eine Stimme in ihrem Kopf, die ihnen Sätze sagt wie diese: “ Ich bin nicht gut genug…!“, “ Ich werde nie eine glückliche Beziehung haben.“, oder „Ich bin nicht wichtig genug, andere interessieren sich nicht für mich.“ Es ist der innere Kritiker, der einen davon abhalten will etwas Neues zu versuchen, etwas zu wagen, sich zu verändern. Aber diese Stimme ist nicht die Realität, sie ist eine Konstruktion in Deinem Kopf. Wenn Du Ihr glaubst, wirst Du gar nicht erst versuchen, eine Veränderung anzugehen, weil Du doch schon weißt, dass Du scheitern wirst. Und genau dann wirst Du Recht behalten! Du bekommst, was Du erwartest!

Zum Glück geht es auch anders. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, einengende destruktive Denk- und Verhaltensmuster herauszufinden und aufzulösen, so dass Du Dir nicht mehr selbst im Weg stehen musst, weil sie verhindern dass Du Du selbst sein kannst.

Ich bin immer wieder begeistert und glücklich, wenn ich im Coaching sehe, welchen Durchbruch das Aufspüren und Verwandeln destruktiver Denk- und Verhaltensmuster bei meinen Klienten bewirkt und welche Energie dabei freigesetzt wird.

Und Du kannst selbst anhand eines kleinen Experiments nachprüfen, ob das auch für Dich gilt. Hast Du Lust darauf? Okay. Hier kommt es.

 

Das Experiment

 

1) Welche negativen Gedanken hast Du über Dich selbst? Denk einmal in Ruhe nach, da wird sich sicher was finden lassen. Hier eine kleine Parade an selbstabwertenden Gedanken, die es besonders häufig in Frauen denkt:

– ich bin nicht liebenswert

– ich bin nicht schön genug

– ich bin nicht klug genug

– mich nimmt niemand richtig ernst…

Ich bin sicher, Du findest Deinen ganz persönlichen leidvollen Gedanken, den Dein innerer Kritiker besonders gerne zu Dir sagt. Schreib ihn auf. Denk einmal darüber nach, welche Beweise Du dafür findest, dass Du nicht schön, liebenwert oder geliebt bist. Was genau sagt Dir, dass es so ist, woran merkst Du das. Schreib mindestens 3 Beweise unter Deinen leidvollen Glaubenssatz. Und ich wette, Du könntest hunderte Beweise anführen….

2) Dreh jetzt Deine Aussage ins Gegenteil um. Erschrick nicht gleich, es ist nur ein Experiment. Also keine Panik! Schreib einfach hin: Ich bin schön genug…., ich bin liebenswert, so wie ich bin. Schreibe die Umkehrung Deiner ursprünglichen Aussage ebenfalls auf. Lass darunter Platz. Du brauchst ihn noch.

3) Dein Experiment dauert 72 Stunden. Schreib Dir die Deadline auf. In diesen 72 Stunden wirst Du einfach nur beobachten, welche Beweise Du findest, die Deine positiv umgekehrte Aussagen beweisen könnten. Sei dabei bitte neutral, wie ein Wissenschaftler. Du beobachtest einfach das Experiment. 72 Stunden lang wirst Du jeden Beweis sammeln und unter Deine  positiv umgekehrte Aussage schreiben. Der Busfahrer lacht Dich an, der Chef lobt Dich, Dein Mann ist besonders liebevoll? Aha, schreib es auf…Du machst schließlich ein Experiment. Also sei bitte genau und achte auf jedes Detail.

Herzlichst, Deine Claudia Bechert-Möckel

 

Hier kannst Du den Artikel in der Audioversion als Podcast hören:

Mehr darüber, wie Deine Gedanken Deine Wahrnehmung beeinflussen, findest Du auch in diesem Artikel Populäre Irrtümer unserer Wahrnehmung und wie wir sie beeinflussen können.


 

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Ich freue mich auf Dich. Liebe Grüße, Claudia

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