Die Macken der Anderen- über das Verhältnis von Wertschätzung und Kritik in Beziehungen (Podcast)

Kritik, Vorwürfe und die ewige Nörgelei gehören zum Alltag in vielen Paarbeziehungen. Finden wir allerdings keinen konstruktiven Weg für unsere Beschwerden, zerstören mit der Dauerkritik nachhaltig die Beziehungsbasis. Wie Du das Gleichgewicht zwischen Wertschätzung und Kritik in Deiner Beziehung wiederherstellen oder halten kannst, verrate ich Dir in diesem Artikel mit einem hochwirksamen Tipp aus der Paarberatung. Den Podcast zum Artikel findest Du hier.


Wertschätzung und Kritik

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Jeder Mensch hat seine Ecken und Kanten, wir selbst, unsere Freunde, Kollegen, Verwandten, ja sogar unsere geliebten Kinder. In der Theorie ist das klar und wir reden gerne davon, dass man andere eben so nehmen müsse, wie Sie eben nun mal seien…schön und gut!

Aber mal Hand aufs Herz: tun wir das auch tatsächlich? Die Menschen so sein zu lassen, und anzunehmen als das, was Sie nun mal sind mit all Ihren Eigenheiten, Marotten und Befindlichkeiten?

Na, vielleicht versuchen wir es, aber ich glaube ganz ehrlich gesagt, dass es uns unendlich schwerfällt. Je näher wir jemandem stehen, umso mehr versuchen wir ihn zu verändern, umzuformen oder einfach nur passend zu machen, nach unseren eigenen Vorstellungen. Zumindest wenn wir nicht achtsam bleiben.

Besonders extrem geschieht das in vielen Paarbeziehungen. Da wird hemmungslos kritisiert, genörgelt, und sich beschwert wird, was das Zeug hält. Im Schlimmsten Falle in einer Art Dauerschleife, wobei dem Partner oder der Partnerin ständig und immer wieder das Gleiche vorgehalten wird.

Da werden Fehler gnadenlos ans Licht gezerrt, kleinste Verfehlungen aufs Brot geschmiert,  Nachlässigkeiten permanent beanstandet. Es finden die immer gleichen Gespräche aus Vorwurf und Rechtfertigung statt, bis beide Partner resignieren und irgendwie abstumpfen. Dann geht’s zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Mal ehrlich, solche Meckerdauerschleifen leiten den Weg zum Ende ein.

So eine Pattsituation in Beziehungen kann entstehen, wenn die Balance zwischen Wertschätzung und Kritik gekippt ist. Und das geht ganz schleichend. Am Anfang einer Beziehung heben wir nur das hervor, was toll am anderen ist. Wir loben gerne, zeigen unsere Begeisterung, sind voller Bewunderung und machen gerne Komplimente.

Erinnerst Du Dich noch? Dadurch fühlt sich unsere Gegenüber okay und geliebt. Wir senden die Botschaft aus: Du bist ganz wunderbar, so wie Du bist. Über Fehler und Macken sehen wir großzügig hinweg. Schließlich überstrahlen in der Verliebtheit die positiven Anteile alle Ecken und Kanten. Die Verliebtheit funktioniert dabei wie ein Weichzeichner.

Später aber. und das ist das Problem, haben wir uns daran gewöhnt, dass unsere Partnerin so toll ist wie Sie ist. Denn sie ist immer da und das Gewohnte erscheint uns mit der Zeit normal.

Ein fataler Fehler. Denn wenn wir uns an das Schöne des Miteinanders gewöhnt haben, freuen wir uns spürbar weniger darüber und äußern auch unsere Wertschätzung durch Gesten oder Worte weniger oft.

Stattdessen schenken  wir unsere Aufmerksamkeit immer häufiger  vor allem den scheinbaren Fehlern des anderen. Wir sagen weniger, was gut ist-denn das ist ja normal- dafür benennen wir viel häufiger was uns stört, ziehen uns an Kleinigkeiten hoch oder nörgeln herum. Wir sind uns des Partners oder der Partnerin zu sicher.

Und natürlich weißt Du, welche Botschaft man mit Nörgelei, Kritik und Dauerbeschwerden aussendet: “So wie Du bist, bist Du nicht okay- nicht genug! Du solltest anders sein.“ Was hat das noch mit Liebe zu tun?

 

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Verstehe mich bitte nicht falsch, es geht nicht darum, störendes auszublenden. Es geht um das Gleichgewicht zwischen Wertschätzung und Kritik, dass so wichtig ist für den Erhalt unserer Beziehungen.

Und Du kannst ganz leicht einmal an Dir selbst beobachten, wie das eigentlich in Deiner Beziehung aussieht.

Was stört Sie eigentlich am meisten in Deiner Beziehung, an Deinem Partner oder Partnerin? Hat sie oder er  Marotten oder Eigenarten, die Dir auf die Nerven gehen? Gibt es Sachen, mit denen zu nicht zufrieden bist, weil sie oder er es anders sieht oder anders macht als Du? Und wie oft schmierst Du ihm oder Ihr das aufs Brot, rollst genervt die Augen oder übst schweigende Kritik?

Und wann hast Du ihr oder ihm das letzte Mal ein Kompliment gemacht, sie oder ihn gelobt, sich bedankt oder ihn oder Sie bewundert oder sonst irgendwie gezeigt was dieser Mensch Ihnen bedeutet? Sei bitte ganz ehrlich zu Dir selbst.

Sollte Dir  auffallen, dass Du viel mehr meckerst als Du eigentlich willst und die Wertschätzung auf der Strecke bleibt, dann ist es Zeit Dir klarzumachen dass das auf Dauer nicht ohne Wirkung bleiben wird.

John Godman, ein sehr bekannter amerikanischer Paartherapeut hat in Studien mit Paaren herausgefunden, dass langanhaltende, lebendige Beziehungen ein Verhältnis von Wertschätzung und Kritik haben, dass 5: 1 beträgt. Das bedeutet, eine Kritik, eine negative Erfahrung miteinander, eine Ablehnung, braucht um ausgeglichen zu werden fünf positive Interaktionen. Das ist enorm viel. Fünf positive Interaktionen gleichen eine negative wieder aus und stabilisieren die Beziehung.

Am Anfang der Beziehung machen wir das ganz automatisch so, später kippt das Verhältnis aus den beschriebenen Gründen oft genau ins Gegenteil. Wir fahren im Laufe der Beziehung gewohnheitsmäßig die Wertschätzung und Liebesbekundungen runter, und die Kritik hoch.

Dieses Verhältnis auf 5: 1 zu drehen ist dann eine ziemlich hohe Hürde. Deshalb habe ich für den Anfang diesen einfachen, hochwirksamen Tipp für Dich, der schon für viele der Paare mit denen ich arbeite funktioniert hat. Es ist die 2:1 Regel und die schaffst Du ganz bestimmt:

 

Registriere jedes Mal, wenn Du Dich über Deinen  Partner oder Deine Partnerin ärgerst oder Dich etwas stört, aber reagiere  nicht jedes Mal darauf. Lasse ihr oder ihm  immer einmal durchgehen. Beobachte, aber tu nix. Lass das Gemecker einfach mal stecken.

 

Sage ganz  bewusst nur jedes zweite Mal, was Dir gerade nicht passt. Das wirkt sich meist schon sehr entlastend auf die Beziehung aus.

Versuche außerdem ganz bewusst zu spüren, was gut, wunderbar oder einfach nur hinreißend an Deinem Partner oder Deiner Partnerin ist, Versuche Dein Mängelradar abzustellen und schalte Deinen Wertschätzungsmodus an. Stelle Dir vor, Du wärst ganz frisch verliebt. Was würdest Du ihm oder ihr sagen? Und dann :tue es einfach ab und zu mal und denke ja nicht, sie oder er weiß das ja schon…

 

Die 2:1 Regel ist ganz einfach. Nur jedes zweite Mal nörgeln oder meckern, dafür ab und zu bewusst loben, oder was Nettes sagen, Deine Liebe zeigen. Liebe ist, so sage ich gerne, nichts dass jemand in sich herumträgt. Liebe ist das, was einen erreicht. Es ist ein Tunwort, keine Absichtserklärung. Also mach was mit Deiner Liebe und schick sie auf den Weg.

 

Mach das ein oder zwei Wochen lang, wie ein Experiment und beobachte sehr genau, was passiert. Du wirst staunen. Denn Du kannst sicher sein, dass das ihr oder ihm auffällt und nicht ohne Wirkung bleiben wird.

Und wenn Du langfristig etwas Besonderes für Deine Beziehung tun willst, über das Deine Partnerin oder Dein Partner wirklich freut, dann habe ich folgenden Tipp für Dich.

Kaufe Dir ein kleines Heft oder ein Notizbüchlein, am besten etwas dass einen Leder oder Schmuckeinband hat. Schreibe nun in den nächsten Monaten jeden Tag etwas auf, dass Du an Deinem Partner liebst, über was Du Dich heute gefreut hast in Deiner Beziehung, oder etwas was für was Du  ihm oder ihr dankbar bist. Mach Dir eine Notiz und male etwas dazu, kleben vielleicht ein Foto ein. ganz nach Belieben.

Es ist das Tagebuch Deiner  Liebe und so ein Geschenk, z.B. zum Geburtstag,  hat eine überwältigende Wirkung auch den Schenkenden  selbst. Probiere es mal aus.

Ich wünsch Dir spannende Erfahrungen dabei mit sehr viel Liebe, Deine Claudia

 


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Ich freue mich auf Dich. Liebe Grüße, Claudia

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