Vergeben, vergessen und verzeihen? Über den gesunden Umgang mit emotionalem Schmerz und Kränkungen und die befreiende Kraft der selbstbestimmten Vergebung

Vergebung ist der Weg zur Heilung. Sicher hast Du davon auch schon gehört oder gelesen. Doch so einfach, wie das oft gesagt wird ist es nicht. Warum falsch verstandene Vergebung Deinen Schmerz sogar verschlimmern kann und wie Du lernst, Deinen ganz eigenen, selbstbestimmten Weg des Loslassens und Vergebens zu finden, darum geht es in diesem Artikel und der Podcastfolge. Dazu gibt es einige wertvolle Selbstcoaching-Tools  für Deinen ganz persönlichen Weg zur Vergebung und eine angeleitete Vergebungsmeditation ab Minute 52,20 s im Podcast und zum Download auch hier im Audioshop.


Vergebung

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Kennst Du schon den “Leben-Lieben-Lassen”-Podcast auf Apple Podcasts und Spotify?

Vergebung, das heißt verzeihen zu können und wenn man so will geht es damit im erweiterten Sinne auch um das Loslassen. Das Loslassen von altem Schmerz, in dem wir feststecken, der in uns feststeckt und der uns hindert, leicht und frei und unbeschwert durch unser Leben zu gehen, der uns sogar krank machen kann.

„Leid ist das festhalten an altem Schmerz“

sagt Deprak Chopra und ich finde das sehr gut auf den Punkt gebracht.

Manchmal kommt das Verzeihen auf leisen Sohlen daher, es passiert einfach mit der Zeit, wenn wir Glück haben. Die angestauten Gefühle lösen sich dann nach und nach auf, weil genug Zeit vergangen ist. Häufiger aber ist Vergebung und Verzeihen ein sehr selbstbestimmter Weg. Und wenn das gelingt, kann Vergebung wie eine Befreiung erlebt werden. Das wird oft auch in der esoterischen und spirituellen Ratgeberszene und Literatur als einzig wahre Methode beschworen. Wie ein MUSS. „Du musst nur loslassen!“, „Du musst einfach verzeihen!“.

Und genau das stört mich, denn darüber wird vergessen, dass falsch verstandene Vergebung auch schädlich sein kann und unseren Schmerz sogar noch vergrößert. Dass, wenn wir uns zu früh auf die Vergebung als Pflicht stürzen wir uns selbst überholen und übergehen und das das niemals der Weg zur Heilung von alten Verletzungen sein kann, dass wir uns selbst das Gleiche antun.

Darum geht es in diesem Artikel und Podcast und ich stelle Dir einen Weg vor, wie Du die Annäherung an Vergebung und Verzeihen auf Deinem eigenen, sehr persönlichen Weg finden kannst plus geführter Vergebungsmeditation im Anschluss an den Podcast. Die Vergebungsmeditation findest Du auch als Studioproduktion mit unterlegter Musik zum Download in meinem Audioshop.

Wir alle werden in unserem Leben irgendwann verletzt, wir erfahren Leid und Schmerz, werden gekränkt, abgewiesen, gedemütigt, klein gemacht, verstoßen, kritisiert oder im Stich gelassen.

Es spielt keine Rolle, ob das absichtlich oder unbewusst passiert, ob wir uns selbst in die Opferrolle begeben oder von anderen dort hineingestoßen werden- das Leid, die Kränkung, die Verletzung hält uns gefangen und nimmt Raum in uns ein. Du weißt sicher ganz genau, was ich meine, weil es wahrscheinlich auch in Dir dunkle Ecken und verschlossene Räume gibt, in denen unverzeihliche Kränkungen und alte schmerzliche Gefühle und Erinnerungen eingesperrt sind , die Du am liebsten loswerden möchtest, die aber fest in Dir verhaftet sind und Dich bewusst oder unbewusst belasten.

Im Grunde gibt es zwei Wege mit Kränkungen und emotionalen und seelischen Verletzungen umzugehen

Verdrängung oder Abspaltung ist ein häufiger Versuch, diese schmerzhaften Erinnerungen loszuwerden, besonders wenn wir überfordert sind. Besonders bei emotionalen oder seelischen Verletzungen oder überwältigenden Ängsten im Kindesalter ist das sehr häufig der Fall. Was uns überfordert, wird unterdrückt, weggedrückt , irgendwo hinverbannt in die hinterste Ecke unseres Seins, und die Tür dorthin wird zugesperrt. Dann ist vordergründig alles okay, wir spüren den Schmerz nicht weiter. Aber er ist da und er wirkt als Seelenmüll weiter toxisch und oft auch selbstdestruktiv.

Meinen Klienten zeige ich gern das Bild von einem See . Oberhalb des Wassers ist der bewusste Teil unseres Selbst, Unterwasser ist das Unbewusste. Am Boden des Sees wachsen Schlingpflanzen. Das sind unbewältigte Konflikte, emotionale Verletzungen, unverarbeitetes Leid. Von den Schlingpflanzen am Grunde des Sees steigen beim Verfaulen giftige Gase auf und ploppen an der Wasseroberfläche auf. Das sind die negativen Gefühle, Angst, Schmerz, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht, die aus dem Unbewussten kommen und uns darauf hinweisen, dass unbewältigte Erfahrungen am Grunde unseres Seins darauf warten, dass wir uns ihnen zuwenden, sie verarbeiten, auflösen.

Wir gehen also im besten Falle den Gefühlen auf den Grund, lösen unsere Konflikte und integrieren die leidvollenen Erfahrungen in unser Sein. Sie sind dann immer noch schwierige Erfahrungen, aber sie sind nicht mehr giftig und sondern keine giftigen Gase mehr ab, sie sind Teil unseres Lebens. Das ist der gesunde Weg.

Wenn wir aber auf die aufploppenden giftigen Gase einen Deckel drücken, weil wir die negativen Gefühle nicht aushalten oder haben wollen, dann unterdrücken wir sie einfach und es ist alles prima. Kurzfristig und oberflächlich schon, aber langfristig ist dieses Bilde der Verdrängung ein Riesenproblem. Unter dem Deckel  steigt der Druck, die giftigen Gase können nicht entweichen, demzufolge brauche ich auch immer mehr Kraft, um den Deckel auf die giftige Mischung zu drücken um ja nichts spüren zu müssen.

Irgendwann sucht sich der ganze angestaute toxische Gefühlsdruck einen Kanal, das kann ein nervlicher Zusammenbruch sein, ein körperliches Symptom, sogar eine Krankheit. Oder aber, mir fliegt mein ganzes Leben sprichwörtlich um die Ohren infolge der eruptiven Entladung.

Negative Gefühle gehen nicht einfach weg, wenn wir sie verdrängen. Wir spüren sie dann nicht, das mag sein, aber sie stecken in uns fest und wirken auf lange Sicht destruktiv gegen uns selbst.

Oder diese Gefühle ploppen später im Leben immer und immer wieder auf, weil Sie nicht integriert und verarbeitet wurden. So schleppen wir das alte Leid immer weiter durchs Leben und es lässt uns nicht los, weil wir es nicht loslassen können. Wir hängen quasi in der Vergangenheit fest und die alten Verletzungen verlieren nichts von Ihrer Toxizität.

Ein  offensiver, proaktiver Weg im Umgang mit emotionalen Verletzungen und Kränkungen dagegen ist die Vergebung, das Loslassen der alten Verletzungen durch bewusstes Verzeihen, in dem wir den Menschen, die uns weh getan haben, aus Ihrer Schuld entlassen soweit es uns möglich ist und uns so selbst davon entlasten.

Wir lassen los, jemanden, etwas oder die Bedeutung dessen. Wir entscheiden uns dabei bewusst, das zu tun. Es ist ein Akt der Selbstbestimmtheit, für den wir allerdings einen Preis zahlen. Vergeben wir, verzichten wir ganz bewusst auf Wiedergutmachung, Rache oder Sühne. Stattdessen entscheiden wir uns für Frieden in uns selbst. Es geht also bei der bewussten, aktiven Vergebung nicht in erster Linie um den anderen, es geht vor allem um uns selbst und um das, was wir für unser Seelenheil tun können. Das bedingt aber, dass wir uns unserem Leid erst einmal stellen müssen, uns ihm zuwenden. Und das kann ganz schön Angst machen…

Ich weiß das sehr genau und ich kenne auch gut die Angst, sich seinen eigenen inneren Monstern zu stellen. Zu groß ist die Versuchung, sie weiter im Dunkeln zu lassen, zu groß die Angst, schwieriges ans Licht zu befördern.

Ist es nicht besser, wenn ich einfach nicht mehr dran denke, fragte mich einmal eine Klientin? Ich werde niemanden zwingen, seine Verdrängungsmechanismen aufzugeben, das ist vollkommen okay. Allerdings nur, wenn man bereit ist auch weiterhin den Preis der Verdrängung zu bezahlen, dass uns die alten Monster weiter jagen und sich in jeder neuen Situation unseres Lebens wieder zeigen und uns quälen.

Warum Vergebung wichtig ist und was sie bewirkt

Vergebung bedeutet, aufhören zum kämpfen- kämpfen gegen alte innere Dämonen, das Unrecht der Vergangenheit, gegen etwas, dass wir nicht mehr ändern können. Denn die Vergangenheit ist sowas von vorbei. Zu vergeben bedeutet daher auch, sich einer Last zu entledigen und seine Kraft wiederzufinden, innere Freiheit zu erlangen oder wiederzuerlangen.

Mit der Akzeptanz des Geschehene und dem Verzicht auf Schuldanerkenntnis bedeutet etwas zu vergeben auch, die Opferrolle hinter sich zu lassen und stattdessen Gestalter seines eigenen Lebens zu sein.

Solange wir gegen jemanden kämpfen, verlieren wir Energie, bleiben verhaftet, geben den Menschen, die uns quälen Energie und wir geben ihnen Macht über uns. Wir bleiben Gefangene der eigenen Gefühle. Opfer der Vergangenheit und der Menschen, die uns das angetan haben

Sich das klar zu machen ist nicht ganz einfach, aber ein wertvoller Schritt nach vorn. Jemandem zu vergeben ist eine Entscheidung, die uns Macht zurückgibt und uns damit auch dem Zustand von innerem Frieden näherbringt.

Innerer Frieden durch selbstbestimmte Vergebung

Der innere Frieden ist ein wichtiges Ziel jedes Menschen. Durch innere Vergebung kommen wir diesem  Bedürfnis näher.

Die wohl häufigste Ursache für Probleme, Ängste und Krankheiten sind unverarbeitete, belastende Gefühle wie Ärger oder Wut. Wir schleppen sie wie eine Last durch unser Leben. Wir übertragen sie unbewusst auch auf andere Menschen, auch wenn sie mit dem eigentlichen, ursächlichen Problem gar nichts zu tun haben. Wir agieren unser altes Leid an den Menschen aus, die uns am nächsten stehen: unsere Partner, unsere Kinder oder unsere Freunde. Alte Kränkungen wirken so weiter in unser Leben hinein.

Wie kann Vergebung gelingen? Vier Wege auf Deinem persönlichen Weg des Verzeihens

Das Schöne ist: Für eine Vergebungsarbeit müssen keine anderen Personen anwesend sein. Wir können sie ganz mit uns allein machen. Vergebung findet in uns selbst statt, nirgends sonst.

Selbstcoaching- Übung Nummer eins: 


Am besten Du notierst Dir den folgenden Satz und verwendest ihn bewusst immer wieder als Ritual bei Deiner Meditation oder als alleinstehende Übung.

Schließe Deine Augen, setze Dich entspannt hin und atme tief ein und aus:

„Ich bin bereit zu vergeben, so wie es mir in diesem Moment möglich ist. Mir selbst und anderen zu vergeben befreit mich von der Last der Vergangenheit. Vergebung ist die Antwort auf fast aller Probleme. Ich vergebe, und schenke mir damit die Freiheit.“

Spüre in Dich hinein, wie sich diese Haltung in Dir anfühlt und mach Dich mit dieser Haltung Deiner inneren Größe vertraut. Du bist nicht das Opfer, sondern der Gestalter in Deines Lebens.

Atme wieder tief ein und aus und öffne Deine Augen.


Es geht also bei der Vergebung weniger um einen Akt großherziger Menschlichkeit, es geht um unser eigenes Wohlbefinden.

Gib fremden Menschen keine Macht über Dich

Eine Tatsache, die mir irgendwann bei meinem eigenen Vergebungsprozess bewusst wurde und die mir sehr beim Loslassen geholfen hat: Wenn wir Wut und Hass hegen gegen jemanden, dann sind Wut und Hass auch in uns. Wir halten an der Beziehung zu unserem Peiniger fest, ohne das zu wollen. Wir bleiben ausgeliefert

Vergebung bedeutet auch, eine leidvolle Beziehung zu lösen, anstatt an altem Groll festzuhalten. Ich bestimme dabei selbst , wie groß die Bedeutung dieser Sache heute noch für mich sein soll

So wunderbar die Wirkung der Vergebung sein kann, hat sie jedoch auch eine andere Seite, einen Haken, ein fettes Aber!

Was das häufigste Problem an der Vergebung ist und wann sie zur Falle wird

Vergebung wird  nach meiner Meinung häufig total falsch verstanden. Ich erlebe, dass Menschen glauben, vergeben zu müssen um jeden Preis, weil man das so macht, weil es im Buche von xy steht und dieser oder jener Guru es gesagt hat. Weil es der Weg Buddhas ist. Sie zwingen sich dann in einer Pflichtübung zur Vergebung, ohne den inneren Prozess des freiwilligen Loslassens abgeschlossen zu haben.

Das aber bedeutet, Dich selbst zu übergehen und fremdbestimmt zu sein. Deshalb darf ich mir für meinen Prozess soviel Zeit nehmen wie ich brauche, ich darf mich verirren und einen neuen Anlauf nehmen. Ich habe die Absicht, den Weg der Vergebung zu wählen, weil ich verstanden habe, dass mich alles andere zerstört. Aber wie ich dorthin komme, das ist meine ganz persönliche Sache. Und ich möchte Dich auch zu dieser Selbstermächtigung anregen. Hör auf mit dem Perfektionsstreben in welcher Hinsicht auch immer.

Die negativen, selbstzerstörerischen Gefühle, die mit einer früheren Kränkung , einer Verletzung einem Leid verbunden sind, bleiben einfach quasi stecken, wenn Du Dir sofort die Vergebung überstülpst wie einen Hut der Dir nicht passt.

Zu wissen, dass Vergebung der Weg zur Befreiung ist, findet im Kopf statt, es ist eine Absicht, die gut ist und wie ein Leitstern am Himmel sein kann. Aber der Weg dahin ist individuell und sehr verschieden und wir brauchen diesen Prozess, damit die Vergebung Ihre befreienden Wirkung entfalten kann und keine emotionale Vergewaltigung wird,

Sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen ist anstrengend, aber die Voraussetzung dafür dass sie einen endlich einmal verlassen können. Es geht also bei der Vergebung weniger um einen Akt großherziger Menschlichkeit, es geht um unser eigenes Wohlbefinden. Verzeihen kann nur gelingen, wenn es aus einem selbst heraus kommt und wenn man soweit ist.

Wie Vergebung auf Deinem ganz eigenen Weg gelingt

Ale erstes:Sag ja zu Deinen wirklichen Gefühlen, denn Sie sind schon in Dir drin. Sie wollen gesehen werden und brauchen endlich Anerkennung.

Hier kommt Selbstcoaching- Übung Nummer zwei: 


Schreibe Dir das am besten auf.

„Ja, ich habe großen Grund, über xy (setze hier den Namen der betreffenden Person ein) ärgerlich zu sein. Es war nicht ok, was sie oder er gemacht hat. Und ich finde es nicht gut. Es hat mich verletzt. Und es ist ok und ganz normal, dass ich wütend und verletzt bin.“

Auf diese Weise kannst Du Deinen individuellen Vergebungsprozess starten. Schreibe Dir das für jede Person auf, von der Du glaubst, dass Dich eine alte Kränkung noch mit Ihr verbindet. Das kann auch durchaus deutlicher ausfallen:

„Ja, ich habe allen Grund, auf Dich wütend zu sein. Du hast mich geschlagen, hast mir unendliche Angst gemacht, hast mir das Gefühl gegeben, nicht richtig zu sein und nicht liebenswert. Das war nicht okay und übergriffig von Dir. Deshalb erlaube ich mir diese Gefühle von Wut, Enttäuschung, Trauer, Ohnmacht jetzt nachträglich  und gebe ihnen Raum, damit ich sie loslassen kann, bin ich jetzt bereit, sie zu spüren. Ich bin auf meiner Seite. Ich trete für mich ein.“


Manchmal können die dabei entstehenden Gefühle sehr stark sein, vielleicht musst Du weinen, mit jemandem reden, vielleicht musst du Dir selbst das auch eine Weile erlauben, dass diese Gefühle jetzt da sind. Gefühle bleiben nicht ewig. Sie gehen wieder, wenn wir sie einmal da sein lassen. Und hab keine Angst, alles was da raus will, ist bereits in Dir. Nur war es eben unterdrückt. Durch die Präsenz spürst Du Deine Gefühle, aber sie waren bereits da….

Der nächste Schritt im Prozess der Vergebung ist die Absicht, zu vergeben und zwar so, wie es Dir in diesem Moment möglich ist.

Vergebung ist eine Entscheidung, aber es ist auch ein Prozess, es dauert so lange es dauert. Wenn Du selbstfürsorglich mit Dir selbst bist, bedeutet auch der Vergebungsprozess achtsam und liebevoll mit sich selbst zu sein,  die eigenen Gefühle so anzunehmen wie Sie sind und sich Zeit zu lassen.

Beschäftige Dich mit allem was Du lesen, hören kannst und bau Dir daraus Deinen ganz eigenen Weg im Umgang mit Deinem Leid, Deiner Verletzung die Du mit Dir herumträgst. Ich nenne das das Supermaktprinzip. Schau Dir alles an, drehe und wende es und lege nur das in Deinen Warenkorb, was auch wirklich passt für Dich. Den Rest legst Du wieder zurück ins Regal.

Du bist der einzige Mensch der in Deinem Leben zu Hause ist, deshalb bist Du auch der Experte dafür. Selbst wenn Du ein Problem hast. Du bist nicht das Problem, Du hast eins, damit kannst Du etwas machen. Aber eben von innen nach außen und nicht umgekehrt,

Niemand hat das Recht, Dir vorzuschreiben wie Du damit umgehen sollst, ob und wann Du vergeben kannst oder möchtest. Niemand ist in Deinen Schuhen. Und ja, vielleicht kannst Du ja nie vergeben, auch das gibt es.

 

Verzeihen lernen: In vier Schritten zur aktiven, inneren Vergebung

Der Weg des Verzeihens lässt sich in vier Abschnitte teilen. Macht man sich in seinem eigenen Tempo auf den Weg,  enthüllt sich an seinem Ende die Erkenntnis, wie wertvoll es ist,  schmerzlichen Gefühle loszulassen

  • Bewusstes Durchleben

Zunächst untersuchen wir als Betroffene eine emotionale Wunde, an deren Folgen wir leiden, und durchleben dabei bewusst alle dazu gehörenden Gefühle wie Zorn, Trauer, Wut, Ohnmacht oder auch Hass.

  • Entschluss und Absicht, zu vergeben

Um uns aus der alten leidvollen Verstrickung zu befreien, entscheiden wir, uns auf das Verzeihen einzulassen, indem wir uns bewusst machen, welche Vorteile damit verbunden sind und das wir uns innerlich befreien wollen.

  • Verstehen und Erkenntnis

Wir beginnen, an einer neuen Sicht auf den Menschen zu arbeiten, der uns das Leid zugefügt hat. Wir versuchen, Verständnis zu entwickeln, ohne die Tat zu entschuldigen. Wir lernen, das Unrecht, das uns widerfahren ist, als unumkehrbar zu akzeptieren als etwas, das nicht mehr zu ändern ist. Wir verzichten auf  Reaktionen wie Rückzug, Angriff oder den Wunsch nach Rache .

  • Akzeptanz

Schließlich steht am Ende des Weges im besten Falle die Erkenntnis, dass es gut tut, schmerzliche Gefühle und Verhaltensweisen loszulassen und durch Erkenntnis, Verständnis und  Großzügigkeit  zu ersetzen. Und das alles aus der Freiwilligkeit heraus. Es wird zu unserem Bedürfnis, irgenwie folgerichtig. Das ist das wichtige daran. Vergebung geschieht freiwillig, das heißt niemals unter Zwang. Du musst also nicht vergeben, um jeden Preis. Das ist vollkommen okay.

Es geht beim Prozess der aktiven Vergebung darum, den eigenen Fokus weg von dem, der uns gekränkt hat zu nehmen und uns aus der Abhängigkeit zu dieser Person oder Situation zu befreien, und die Aufmerksamkeit zu uns selbst hinzuwenden. Ich verzichte auf das Eingeständnis von Schuld, das ich vom anderen bekomme, es geht darum mich davon frei zu machen. Das bedeutet, die Deutungshoheit des erfahrenen Leides zu sich zurückzunehmen. Ich entscheide, welche Bedeutung diese Erfahrung für mich hat.

 

 

Sich selbst vergeben lernen, ist ein Aspekt, den viele vergessen

Auch wir selbst verursachen Schmerz und Leid, absichtsvoll oder unbewusst, bei uns und anderen und wir haben an vielen schwierigen Situationen in unserem Leben einen eigenen Anteil.

Deshalb ist es wichtig, sich selbst seine Fehler und Irrungen vergeben zu lernen, sonst sind wir irgendwann so von Schuld beladen, dass wir unter dieser Riesenlast zusammenbrechen, uns schämen und unwürdig fühlen.

Allerdings gibt es da ein fettes ABER:  Wenn Dein Leid oder Deine Kränkung in Deiner Kindheit entstanden sind, dann ist das etwas ganz anderes, als im Erwachsenenalter. Als Kind hast Du keinen Anteil von Verantwortung für die Situation. Du bist klein gewesen und die Verantwortung hatten die Großen. Mehr dazu findest Du in diesem Artikel über Dein inneres Kind und seinen Schmerz.

Ganz anders ist das, wenn Du erwachsen warst. Als Erwachsene sind wir theoretisch auf Augenhöhe mit anderen. Wir sind also nicht nur Opfer, sondern auch Mitgestalter der Situation.

Hier kommt Selbstcoaching- Übung Nummer drei:


Denke zunächst einen Augenblick darüber nach, was das Wort Vergebung bedeutet. Was ist Vergebung? Was würde es bedeuten dein Leben, deinen Geist, dein Herz mit Vergebung zu füllen? Spüre jetzt in dein Herz hinein. Wende dich in deinem Herzen — sanft und ruhig — an dich selbst und sage zu dir: „Ich vergebe mir selbst.“ Sprich in deinem Herzen: „Ich vergebe mir.“

Es gibt so viele Dinge, die wir mit uns tragen, über die wir uns Vorwürfe machen, wo wir uns für nicht gut genug halten, wo wir uns kritisieren, wo wir erbarmungslos mit uns selbst sind. Gehe in dein Herz, lasse alle diese Assoziationen kommen. Verdränge sie nicht. Lasse sie kommen. Beurteile nicht, identifiziere dich nicht mit ihnen. Lasse sie im Herzen schweben und wiederhole für dich: „Ich vergebe mir.“

Gewähre dir selbst, deinem inneren Kind, wieder Zugang zu deinem Herzen. Verschließe nicht dein Herz. Ich vergebe mir. Lass diese Weichheit in dein Herz einziehen. Mitgefühl, mit all diesen Anteilen in dir selbst. Ich lasse mich selbst in mein Herz hinein. Ich vergebe mir. Lass diese Vergebung vom Herzen deinen ganzen Körper erfüllen. Spüre die Wärme, die Fürsorge, die Liebe, der dein ganzes [Wohlergehen] am Herzen liegt. Lass dich von diesem Mitgefühl und der Güte umarmen.

Einige Momente Stille.


Innere Vergebung- der Weg ist das Ziel

Die innere Vergebung kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn der andere nicht zu einer Aussprache bereit ist oder ein Gespräch unangemessen scheint.

Dabei hilft es auch, wenn es jemanden für Dich gibt, mit dem Du über Deinen Vergebungsprozess und Deine Gefühle und Erfahrungen sprechen kannst, Das kann der Psychotherapeut sein, ein Freund oder eine Freundin, oder auch Dein Tagebuch. Auch Dein Smartphone eignet sich, wenn Du es als Diktiergerät benutzt.

 

Im Anschluss an diesen Podcast findest Du eine Vergebungsmeditation, die ich erarbeitet habe um Zulassen und Loslassen zu vereinen. Sie dauert ungefähr 30 min und beginnt bei Minute 52,20s. Die Studioproduktion der Vergebungsmeditation mit Musik unterlegt findest Du im Audioshop zum Download, denn diese Vergebungsmeditation  entfaltet ihre heilende Wirkung vor allem in der Wiederholung.

 

Um Vergebung bitten ist ein weiterer Weg um aktiv zu werden wenn wir selbst Schuld auf uns geladen haben

Auch das kann sehr befreiend sein, jemanden zu sagen, dass man sein Handeln bereut, es einem leid tut jemanden verletzt zu haben, und um Verzeihung bittet. Dieses Bitten steht für sich, der andere entscheidet selbst, wie er darauf reagieren möchte. Das geht zum Beispiel sehr gut mit einem Brief.

Hier kommt Selbstcoaching Übung Nummer vier:


Denke an einen oder mehrere Menschen, die Du verletzt haben könntest. Zu denen Du ungerecht, übergriffig oder gemein warst und schreibe diesen Menschen, wie Du heute darüber denkst, was Dir leid tut und warum. Dieses Bitten um Vergebung hat nicht nur eine Wirkung auf Dein Gegenüber, es macht auch etwas mit Dir. Es ist wie reinen Tisch machen und es hilft auch Dir, zu vergeben und wieder etwas von Deinem alten Leid loszulassen, dass Du noch mit Dir herumträgst. Du kannst den Brief abschicken, musst es aber nicht.

Herzlichst, Deine Claudia

Die Studioproduktion der geführten Vergebungsmeditation findest Du im Audioshop zum Download.

 



 

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