Toxische Beziehungen und emotionaler Missbrauch- wie Du typische Manipulationsstrategien in ungesunden, destruktiven Beziehungen erkennst und Dich von ihnen befreist (Podcast)

Wie Du ungesunde und toxische Beziehungen und Manipulationsstrategien erkennst und Dich aus Ihnen befreist

In dieser Folge klären wir: woran Du erkennst, dass Deine Beziehung ungesund ist, die wesentlichen Warnsignale einer toxischen Beziehung auf die Du achten solltest, die typischen Strategien emotionalen Missbrauchs und warum nicht jede toxische Beziehung mit Narzissmus zu tun hat. Hier kannst Du den Podcast zum Artikel hören.


toxische Beziehung

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Foto: Moritz Bechert

Kennst Du schon den “Leben-Lieben-Lassen”-Podcast auf Apple Podcasts und Spotify?

In meiner Arbeit mit Klienten in Beziehungskrisen sind ungesunde, toxische Beziehungen und emotionaler Missbrauch ein erschreckend häufiges Thema. Es gibt da draußen leider unglaublich viele wundervolle Menschen, die in emotionalem Missbrauch feststecken und in ungesunde, toxische Beziehungen verstrickt sind, so dass man gar nicht genug darüber aufklären kann. Und das sind definitiv nicht nur Frauen. Und deshalb, obwohl es bereits jede Menge Informationen zum Thema in Videos, Podcasts und Blogs gibt, habe ich in diesem Artikel die wichtigsten Merkmale einer toxischen Beziehung und die ungesunden Manipulationen die darin stattfinden und oft nicht erkannt werden, für Dich zusammengefasst. Vielleicht erkennst Du Dich in den Beschreibungen und Beispielen aus meiner Beratungspraxis, vielleicht hilft der Text auch jemandem, den Du kennst.

 

Was sind toxische Beziehungen?

Toxische Beziehungen sind ungesunde Beziehungen. Das bedeutet, dass Du Dich im Laufe der Zeit in dieser Beziehung selbst verlierst. Dass Dein Fokus zunehmend außerhalb von Dir selbst ist und Du mehr damit beschäftigt bist, Dich nach dem Beziehungspartner auszurichten als nach Dir selbst. Das wird von Dir erwartet und dieses Muster erfüllst Du mit fortschreitender Dauer der Beziehung immer öfter, weil Du glaubst und Dir suggeriert wird, dafür geliebt zu werden. Oft findet emotionaler Missbrauch statt, Manipulation, emotionale, geistige oder auch körperliche Ausbeutung. Du wirst kleingemacht und verletzt. Emotional und manchmal auch körperlich.

Dein Selbstwert schwindet mit der Zeit, genauso wie Deine Lebensfreude. Du weißt irgendwann nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Du bist in Angst und Schuldgefühlen gefangen, Selbstzweifel quälen Dich. Du wirst immer unsicherer, versuchst passend zu sein und Dich anzustrengen, damit Dein Partner Dich liebt und weißt am Ende gar nicht mehr wer Du eigentlich bist. Die angestrebte Verschmelzung mit dem anderen wird das bestimmende Muster der Beziehung, dem sich alles andere unterzuordnen hat.

Wenn Du Dir eine Waage vorstellst, und in eine Waagschale legst Du das, was Du an Schönem in dieser Beziehung hast, das was Dich daran wirklich glücklich macht- und in die andere Schale legst Du das, was der Preis ist, den Du für dieses Glück zahlst, dann wird es kein Gleichgewicht geben. Das Leid wird sehr viel größer sein, als das Glück dass Du erlebst- und zwar dauerhaft.

Ich gehe diesmal nicht in der Tiefe darauf ein, dass es auch eigene innere Muster gibt, die einen anfällig machen für ungesunde, toxische und (selbst)ausbeuterische  Beziehungen. Das setze ich als Grundannahme voraus und mehr dazu findest Du in meinen Artikel zu emotionaler Abhängigkeit. Aber mir geht es heute mehr um die grundsätzliche Dynamik von toxischen Beziehungen als um den eigenen Anteil du darum, wie man erkennt, dass man in einer toxischen Beziehung gefangen ist.

Oft wird eine toxische Beziehung gleichgesetzt mit Narzissmus. Doch nicht nur eine Beziehung zu einem Narzissten oder einer Narzisstin sind toxisch. Auch eine Beziehung zu einem bindungsgestörten, bzw. bindungsängstlichen Menschen oder einem Psychopathen kann toxisch sein.

Toxisch heißt giftig und so ist es auch. Deine Stärke, Dein Selbstwert, Deine Autonomie, Deine Beziehung zu Dir selbst werden schleichend vergiftet. Du gerätst in einen selbstzerstörerischen Strudel aus dem sich nur schwer wieder herausfinden lässt. Du verlierst die Orientierung für Dich und Deine Bedürfnisse. Du fühlst Dich klein, hilflos und bedürftig.

Und alle Betroffenen verbindet, dass Sie sich selbst vollkommen aus dem Blick verloren haben. Sie stecken so fest in emotionaler Abhängigkeit, dass es oft lange dauert, bis sie das überhaupt erkennen. Das genau ist eine der großen Schwierigkeiten toxischer Beziehungen, dass Du in einer Art illusorisch verklärtem Idealbild Deines Partners und der idealisierten Beziehung gefangen bist und die Realität hinter der Illusion weder wahrnehmen kannst, noch willst.

Du bringst Dich mit der Zeit sogar selbst dazu, Deine eigene Wahrnehmung der Realität immer wieder mit dem Wunschdenken zu überblenden.

Das heißt, Du trickst Dich selbst aus, um den Partner nicht loslassen zu müssen. Und so wird der Mensch, den Dich schlecht behandelt oder Deine Bedürfnisse vollkommen ignoriert, gleichzeitig für Dich zur übergroßen Retter-Figur, die Dir den Ausweg aus Deinem Leid zeigen soll. Mit diesem Podcast möchte ich Dir helfen, dieses Paradoxon aufzulösen und einen ersten Ansatz zu finden, Dich selbst aus dieser ungesunden Beziehungssucht zu lösen.

Dieser Suchtcharakter toxischer Beziehungen ist nicht etwa eine charakterliche Schwäche oder Unfähigkeit, vielleicht sogar Dummheit Deinerseits, er entsteht durch die besondere Dynamik toxischer Beziehungen und hat auch etwas mit hirnbiologischen und biochemischen Zusammenhängen zu tun.

Es erschreckt mich selbst immer wieder zu sehen, wie traurig, leer und innerlich ausgehöhlt sich die Betroffenen in toxischen Beziehungen fühlen und dennoch bereit sind alles zu tun, um nur ein Pfitzelchen Zuneigung von ihrem Partner zu bekommen. Sie sind wie Junkies, der Partner ist die Droge. Und das macht es auch so unfassbar schwer, sich wieder aus toxischen Beziehungen zu lösen. Das Anerkennen des Suchtmechanismus ist daher  wie bei einem Alkoholiker oder Drogensüchtigen auch der erste Schritt zurück zum Ich.

Woran Du toxische Beziehungen erkennst- Das sind die Merkmale einer toxischen Beziehung

  • Eine toxische Beziehung hat kein inneres Gleichgewicht zwischen Ich und Du. Sie ist einseitig. Man spricht auch von einer Plus-Minus Beziehung. Das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen ist genauso gestört wie das Verhältnis zwischen Selbstbehauptung und Anpassung.

Einer nimmt ganz selbstverständlich mehr als er gibt und der andere gibt mehr als er nimmt und es reicht dennoch nie. Einer versucht immer den anderen zu verstehen und alles richtig zu machen, der andere geht kaum auf den Partner ein. Einer bestimmt die Regeln und der andere kommt gar nicht mehr auf die Idee zu widersprechen.

Das Ganze Spiel ist sehr einseitig, das heißt die Rollen und Funktionen sind klar verteilt, es gibt keine Bewegung zwischen den Positionen. Es herrscht Polarisierung, auch zwischen den Positionen Macht/ Kontrolle /Autonomie auf der einen Seite und Ohnmacht/ Überanpassung/Selbstaufgabe auf der anderen.

Wenn Du Dir dabei eine Wippe vorstellst, dann wird in einer solchen Beziehung keine von beiden gesteuerte, lebendige Bewegung ausgeführt. Ein Ungleichgewicht sorgt dafür, dass einer unten am Boden die Kontrolle über den behält, der oben in der Luft hilflos mit den Beinen zappelt. Wer die Kontrolle hat bestimmt einseitig darüber, wann ein Miteinander wippen stattfindet und wann nicht. Der Partner der die Macht hat, bestimmt also in fast allen Situationen Anfang und Ende der Interaktion.

Dem anderen machtlosen Beziehungspart bleibt nur das Hoffen und Bitten.

Sehr deutlich kann man das am Beispiel von Inez sehen, einer meiner Klientinnen.

Ines ist eine wunderschöne, kluge junge Frau aus einer deutschen Großstadt, hat studiert und macht gerade Ihren Doktor. Der Mann, den sie als Ihren Partner bezeichnet, denn er weiß nicht, ob sie eine Beziehung haben, heißt Matthias und ist jemand mit einer gewissen Prominenz. Oft ist er wochenlang im Ausland unterwegs, meldet sich kaum und ist angenervt, wenn Inez Kontakt aufnimmt und die Verbindung halten will.

Er will nicht gestört der eingeschränkt werden. Dass er andere Frauen hat, ist ganz selbstverständlich und wird nicht verheimlicht. Dann wieder taucht Matthias ganz plötzlich auf und erwartet selbstherrlich, dass Inez ihn bei sich wohnen lässt. Matthias lebt für eine sehr kurze Zeit mit ihr eine intensive Beziehung, die allerdings nicht als solche bezeichnet werden darf. Sie haben dann viel Spaß miteinander und tollen Sex.

Inez bemüht sich, alle Erwartungen zu erfüllen, stets fröhlich und sexy zu sein. Dann ist Matthias wieder weg, Inez ist mit ihren Nähewünschen allein und sehr, sehr traurig. Doch das sagt Sie nicht, weil Sie Matthias dann verärgert. Über Gefühle darf nicht gesprochen werden, Matthias möchte das nicht.

Im Übrigen möchte Matthias darüber bestimmen, mit wem Inez Kontakt hat. Alle ihre Freunde hält er für Looser und ist nicht an ihnen interessiert. Seinen Freunden stellt er sie gelegentlich vor, wenn er sich mal wieder mit ihr schmücken will. Eigenen Kontakt zu seinen Freunden haben darf Inez allerdings nicht.

Das mag Dir ziemlich krass vorkommen, aber genauso findet es statt. Deutlich wird der absolute Kontrollverlust von Inez, die sich eingeschüchtert in alles fügt, was er vorgibt. Und die totale Kontrolle Ihres vermeintlichen Partners Matthias.

Es gibt keinerlei Gleichgewicht. Als Mensch mit eigenen Bedürfnissen wird Inez nicht gesehen, Matthias behandelt sie wie ein Objekt, eine Puppe, die hin und hergeschoben wird, je nach Bedarf. Im Grunde wird Inez benutzt. Mit Liebe hat das nichts zu tun. Doch das will Inez (noch) nicht wahrhaben.

  • Toxische Beziehungen haben daher oft einen On/Off-Charakter, sie gleichen einer emotionalen Achterbahnfahrt. Wie am Gummiband fühlst Du Dich mal Deinem Partner sehr nahe und verbunden, um dann ganz plötzlich wieder weggestoßen zu werden.

Du bestimmst das nicht, es passiert Dir eher. Denn Dein Partner hat alle Fäden in der Hand. Dieses „Komm her-geh weg“ Wechselspiel ist sehr nervenaufreibend. Du fühlst Dich nie sicher. Du weißt nie, was als nächstes passiert. Paradoxerweise wird der durch mangelnde Sicherheit ausgelöste emotionale Stress oft als aufregend empfunden.

Denn eine toxische Beziehung ist alles andere als langweilig. Das steigert wiederum die Leidenschaft und das führt zu einer Verstärkung des Bindungswunsches.

Ein Teufelskreis der Sucht entsteht. Der emotionale Stress der durch die gefühlte Achterbahnfahrt in der Beziehung entsteht, kann mit Lebendigkeit und Temperament verwechselt werden. Das wiederum verstärkt unseren Bindungswunsch. Warum das so ist, kann die Wissenschaft bis heute nicht genau erklären. Man weiß aber, dass Menschen, die sich in stressbeladenen, angstbesetzen Situationen kennenlernen, eine größere Bereitschaft haben sich zu verlieben als in weniger stressbesetzten Alltagssituationen.

  • Besonders gut erkennen kann man den typischen Verlauf einer toxischen Beziehung. Sie beginnt immer spektakulär, mit einer Art euphorischem Urknall. Auf einmal ist da jemand, der einen so unglaublich liebt, alles für einen tut, einen auf Händen trägt, um einen wirbt. Du fühlst Dich wie im siebten Himmel.

Noch nie hast Du Dich jemandem so nahe gefühlt. Am Anfang denkst Du vielleicht noch: „Wie kann das sein, er oder sie kennt mich doch kaum?“. Aber Deine Zweifel verfliegen bald im Zauber dieser übergroßen Liebe und der rasanten Geschwindigkeit. Gerade toxische Beziehungen beginnen oft als eine Art magische Seelenverwandschaft. So scheint es jedenfalls. Es passt einfach alles, es ist wie magisch. Wie im Film. Du öffnest Dein Herz und verbindest Dich mit diesem ganz einzigartigen Menschen.

Schnell werden große gemeinsame Pläne gemacht. Es gibt keine Fragen, nur Möglichkeiten. Liebe schafft alles. In der Euphorie und der Freude endlich geliebt zu sein merken die Betroffenen gar nicht, dass das alles ein bisschen drüber ist und die schwärmerischen Visionen kaum Substanz haben. Dieses Liebesbombardement ist einfach zu schön, um wahr zu sein.

Diese Anfangsphase ist der Auftakt und kommt nie wieder. Aber das weißt Du am Beginn der Beziehung noch nicht und Du wirst das später nicht wahrhaben wollen und ständig versuchen, diesen Anfangszustand wieder zu erreichen. Er wird Dein Ankerpunkt und der Maßstab aller Dinge. Eine Verheißung des Glücks, das möglich ist.

Bald nach der sogenannten „Love Bombing-Phase“ beginnt Dein Traum zu bröckeln. Erste kleine Sticheleien, Abwertungen, die ganz subtil in Humor verpackt sind oder auch eine immer öfter auftretende emotionale Unerreichbarkeit zeigen sich.

Auch Unzuverlässigkeit oder Genervtheit können auftreten, ein zunehmendes Desinteresse des Partners oder Distanzierung in emotionaler und auch räumlicher Hinsicht. Das aber wird am Anfang von den Betroffenen meist gar nicht wahr- oder ernstgenommen, oder als vorübergehendes Phänomen abgetan.

Du lässt es Deinem Partner einfach durchgehen. Natürlich verzeihst Du ihm, auch wenn er gar nicht darum bittest.

Erstens bist Du noch in schönster Sicherheit und im Rausch der einzigen und übergroßen Liebe. Andererseits willst Du ihn verstehen, ihm zeigen, dass Du nicht gleich wegrennst, wenn es schwierig ist. Schließlich ist es Dir ernst mit dieser Liebe und diesem Menschen.

Dieser Prozess kann schnell gehen oder etwas dauern, er mündet aber immer im Kippen der Beziehungsdynamik in ihr anfängliches Gegenteil. Die Bemühungen um Dich werden am Ende dieser Phase weitestgehend eingestellt, die Gefühle scheinen irgendwie erkaltet. Immer häufiger wirst Du kritisiert, verletzt oder auch gedemütigt.

Wenn Du über diese Probleme reden willst, kommt es häufig zum Streit an dessen Ende es keine Klärung gibt. Dein Partner ist beleidigt, weist Dir den schwarzen Peter zu und versteht nicht was Du eigentlich von ihm willst. Alles wäre gut, wenn Du nicht immer so nerven würdest, so anstrengend wärst, nie zufrieden usw.

Von da an kommt es zu immer wiederkehrenden Abläufen von Anziehung und Ablehnung. Die oben genannte Achterbahnfahrt beginnt.

Kurze Phasen des Glücks wechseln mit Distanzierung, Streit, Vorwürfen. Diese Konflikte werden oft als normale Beziehungsprobleme missverstanden.

Allerdings finden Sie so auch keine Lösung, außer eben eine ungesunde, toxische. Und die besteht darin, dass ihr Euch unausgesprochen darauf einigt wer Opfer und wer Täter ist. Du bist schuld, wenn es schwierig wird. Am Anfang wehrst Du Dich noch dagegen, später glaubst Du das auch.

Wenn Du nur anders wärst, richtiger, verständnisvoller, liebender, dann gäbe es auch die Probleme nicht und alles könnte wieder so schön wie am Anfang sein. Du übernimmst irgendwann diese Sichtweise und bist nun in der Bringeschuld. Doch selbst diese Aufopferung ändert nichts daran, dass die Beziehung zwischen Anziehung und Ablehnung („Komm her- geh weg!“) pendelt. Alle meiner Klienten haben während dieser Achterbahnfahrt irgendwann den Absprung versucht.

Irgendwann war ihnen klar, dass es in dieser Beziehung nicht mehr um Liebe geht, sondern um Macht. Sie versuchen dann zu erkennen, was eigentlich wirklich passiert. Sie lesen Bücher, hören Podcasts. Sie resignieren und wollen sich ablösen. Schließlich fühlen sie sich nicht mehr geliebt.

Und dann passiert das Wunder: denn obwohl Dein Partner in toxischen Beziehungen Dir kaum echte Liebe oder Wertschätzung entgegenbringt, ändert sich das schlagartig in dem Moment, in dem Du Dich lösen möchtest oder schlichtweg nicht mehr kannst.

Nun werde plötzlich wieder Versprechungen gemacht, Einsichten gezeigt. Dein Partner bemüht sich wieder aktiv um Dich. Ein wenig vom Rausch des Anfangs kehrt zurück, Du wirst umworben, verstanden, geliebt. Entspannung kehrt ein, die Angst lässt nach. Irgendwann gibst Du dem Werben nach. Du öffnest Dein Herz erneut weit und lässt Dich ganz auf Deinen Partner ein, bereit alles zu vergeben.

Vergessen, was Deine Freunde sagen, vergessen, was Du über toxische Beziehungen gelernt hast.  Sobald das passiert ist und Du wieder zur Verfügung stehst, dreht sich die Situation wieder um 180 Grad und bald schon findest Du Dich in Leid und Lieblosigkeit wieder. Eine neue Runde der Eskalation beginnt und mit jeder wirst Du kraftloser und schwächer und schutzloser.

  • In toxischen Beziehungen leidest Du mehr, als dass Du Freude hast oder Glück erlebst. Hier beginnst Du den Kampf um jeden Preis. Die Frage ist nun nicht mehr: Was brauche ich denn eigentlich, um mich in dieser Beziehung wohl zu fühlen? Die Frage ist: wie muss ich sein, dass Du mich liebst?

Die Abwärtsspirale nimmt immer weiter Fahrt auf. Irgendwann ist es Dir dann vielleicht doch wieder zu viel. Du willst den Absprung erneut zu schaffen und versuchst Dich zu lösen. Schwupps, dreht sich das Rad wieder und Dein Partner bemüht sich wieder mehr um Dich. Du sollst nicht gehen. Versprechungen werden erneut gemacht, vielleicht auch große Liebesschwüre. Du schöpfst wieder Hoffnung, Du lässt Dich wieder auf ihn ein. Alles beginnt von vorn. Immer wieder Achterbahnfahrt. Immer wieder wegstoßen, ranziehen, bis Du völlig ausgelaugt bist.

  • Toxische Beziehungen basieren auf einer falschen Grundannahme. Der Denkfehler dabei ist, dass Menschen, die in toxischen Beziehungen gefangen sind, eine nicht immer bewusste innere Überzeugung haben: Wenn ich mich nur genug anstrenge, wirst Du mich schon lieben.

Sie glauben, und das wird ihnen natürlich auch immer wieder eingeredet, dass das beziehungsuntaugliche Verhalten ihres Partners mehr mit ihnen, als mit diesem selbst zu tun hat. Doch oft genug wird dabei vergessen oder nicht erkannt, dass der Beziehungspartner das was Du Dir wünschst gar nicht geben kann oder will. In toxischen Beziehungen geht es nicht um Liebe, es geht um Macht.

  • Allerdings darf man nicht vergessen: so seltsam es klingt, toxische Beziehungen haben auch gute Seiten.

Klingt komisch, ist aber so! Auch das macht es schwer, sich aus ihnen zu lösen. Da wäre zum einen ein ganz toller, wunderbarer und aufregender Sex, der sich erstaunlicherweise trotz aller Eskalationen nicht verliert. Warum das so ist, kann ich nicht sagen, nur dass alle meine Klienten davon berichten.

Vielleicht hängt es mit dem heftigen Wechsel von Nähe und Distanz zusammen. Und, nicht zu vergessen: da ist der galaktische, aufregende Anfang der Beziehung, der sich so anfühlt als ob Universen sich verbinden. Dieses „Einssein-Gefühl“ der Verschmelzung schafft tiefe emotional unvergessliche Erfahrung und eine tiefe Sehnsucht, die alle Menschen haben.

Dazu kommt die schon erwähnte permanente Aufregung in der Beziehung, die alles andere als öde ist und das fühlt sich lebendig an.

Beispiel: Eine meiner Klientinnen, wir nennen Sie Irene ist eine wunderbare, tiefgründige gebildete Frau in den 50-gern. Irene ist lebenslustig, selbstbestimmt, attraktiv, Nach einer langen Ehe ist Sie geschieden und froh damit. Sie hat viele Hobbys und Interessen und sie ist mit Ihrem Leben zufrieden.

Bei einem Seminar lernt Irene Michael kennen. Er lebt in einer großen Stadt, hunderte Kilometer weg von Irene, ist einige jünger und sehr interessiert an dieser wunderbaren Frau. Irene nimmt Michael anfangs gar nicht ernst, es amüsiert sie, dass er ihr den Hof macht. Sie flirten und tauschen Nummern aus. In den folgenden Wochen und Monaten bemüht sich Michael mit aller Macht um die schöne Irene. Beide haben ähnliche Interessen, Kunst, Literatur, Musik.

Sie haben berauschende gemeinsame Erfahrungen, sehen sich regelmäßig, kein Weg ist zu weit, sie lesen sich am Telefon Gedichte vor, haben Sex der alle Vorstellungen sprengt und entwickeln gemeinsame Ziele und Visionen für die Zukunft.

Michael gibt Vollgas, er ist die treibende Kraft in dieser Liebesgeschichte. Er umwirbt Irene und zieht dabei alle Register. Sie offenbaren sich Ihre tiefsten Geheimnisse. In dieser Zeit gibt Irene ihre letzten Zweifel auf und lässt sich ganz und gar auf Michael ein.

Das einzige, was sie stört ist der Umstand, dass sie nie weiß wann sie sich wieder sehen werden. Michael will keine genauen Absprachen machen. Er wird sich melden, so sagt er es bei jedem Abschied. Irene leidet, sagt aber nichts. Sie will ihn nicht bedrängen. Kaum spürbar verändert sich etwas. Michael meldet sich öfter nicht. Er spricht nicht mehr von den gemeinsamen Zielen. Der Sex ist nicht mehr ganz so toll, sie sehen sich weniger. Immer öfter hat er wichtiges zu tun.

Irene verzehrt sich nach ihm, fängt an an sich zu zweifeln, sie leidet und denkt an nichts anderes als an Michael. Aus der selbstbewussten Frau ist ein Klammeraffe geworden.  Michael fühlt sich von ihr bedrängt und distanziert sich immer mehr. Sehen sie sich, dann negiert er plötzlich, dass sie eine Beziehung hätten.

Es sei doch nur eine Affaire und da wäre ja auch der Altersunterschied und so toll sei der Sex nun auch nicht gewesen. Irene bemüht sich um ihn, macht sich dabei immer kleiner, bettelt, weint. Doch Matthias wird immer kühler und distanzierter, ihre Bedürfnisse spielen keine Rolle.

Schließlich wird er verletzend und bestreitet, dass es jemals wunderbar zwischen ihnen gewesen sei. Er demütigt Irene direkt und indirekt. Aus Komplimenten werden Abwertungen. Seine einst so leidenschaftlichen Gefühle sind vollkommen verschwunden. Er verweigert sich allen Aussprachen. Das braucht er nicht. Michael hat die absolute Kontrolle, Irene ist klein und hilflos.

Dennoch möchte sie an der tollen Anfangsphase anknüpfen und das Glück zurückholen. Sie strengt sich an, verliert sich und ihr eigenes Leben vollkommen aus dem Blick. Jede SMS von Michael ist ein Highlight. Als ihr während unserer Zusammenarbeit klar wird, dass das eine ungesunde Beziehung ist, wagt sie den Absprung aus der Sucht.

Sie will sich trotz der Schmerzen lösen und sich selbst wiederfinden. Doch das gefällt Michael absolut nicht. Sofort passiert, was wir schon bei unserem Termin besprochen hatten. Michael bemüht sich wieder um Irene. Er schreibt wieder, will sie sehen, ist offen und herzlich. Nach mehreren Runden des „Komm her- geh weg Spiels“ wird Irene aber klar, es geht gar nicht um sie.

Es geht um ihre Verfügbarkeit in diesem Macht-Ohnmacht- Drama. Michael hat einen Gewinn aus dieser „Nicht-Beziehung“. Irenes Schwäche und Abhängigkeit verleiht ihm eine kranke Größe und Macht. Eine Macht, die sie ihm gibt. Und das ist der eigentliche Hintergrund des Ganzen. Irene weiß das heute und ist auf einem guten Weg. Auch wenn Sie Michael noch nicht vergessen kann, ist die Suchtdynamik unterbrochen und Irene wieder zurück in ihrem Leben.

  • Ein typisches Zeichen, dass Du in einer ungesunden Beziehung bist besteht auch darin, dass Deine Freunde Dich warnen oder Deine Familie sich Sorgen macht.

Die Menschen, denen Du wichtig bist bemerken Deine Veränderung. Sie haben von außen einen klareren Blick und werden Dich ansprechen. Wahrscheinlich wirst Du das aber abtun.

  • Ein weiteres auffälliges Merkmal ist, wenn Du 24/7 bist Du auf ihn oder sie fokussiert bist. Ständig kreisen Deine Gedanken um die Beziehung und den Partner, so als hätte sie oder er Dein Gehirn besetzt.

Das wiederum ist ein Zeichen des Suchtcharakters, den ich weiter oben beschrieben habe. Opfer toxischer Beziehungen sind Co-abhängig. Sie wissen oft sehr viel über die Thematik, erkennen oft auch die ungesunden Bindungsstrukturen, laufen aber im Zustand der Sucht sehenden Auges in den Schmerz hinein. Ihr unbewusstes Beuteschema passt oft zum Täter(mehr dazu in dieser Folge)

Sie leben von der Hoffnung, haben oft auch ein Helfersyndrom, wollen den anderen retten. „Wenn ich mir nur Mühe gebe, wird er mich lieben“- das ist eine kindhafte Hoffnung, die dahintersteckt. Mehr dazu kannst Du im Artikel über das innere Kind nachlesen.

  • Obwohl Du sonst in Deinem Leben sehr selbstbestimmt warst, weißt Du nun oft nicht mehr, was richtig oder falsch ist, bist verwirrt, kannst nicht mehr klar erkennen was los ist.

Innere Verwirrung und Unsicherheit sind Symptome toxischer Beziehungen. Sie können zur vollkommenen Wahrnehmungsverzerrung führen. Du vertraust Dir immer weniger und bist geneigt, zu glauben was Dein Partner für richtig hält.

  • Vielleicht hast Du auch mit der Zeit alte Kontakte und Freunde vernachlässigt, weil das Dein Partner nicht will.

Du richtest Dich immer stärker nach seinen Vorstellungen von Dir aus, anstatt Deine eigenen Vorstellungen zu leben. Alles, was er nicht will, stellst Du nach und nach ab. Vielleicht wirst Du ja dafür mit Liebe belohnt. Dein eigenes Lebensterritorium verwaist dadurch. Interessen richten sich nach denen des Partners, der Scheinwerfer Deiner Aufmerksamkeit ist mehr bei Deinem Partner als bei Dir selbst

  • Es gibt ein auffälliges Davor und Danach in der Beziehung. Davor warst Du fröhlich, selbstbestimmt, offen- nun bist Du ängstlich, abhängig, klein.

  • Immer, wenn Dein Partner Dir etwas Zuneigung oder Nähe schenkt, geht es Dir sofort besser. Das alte Hochgefühl kehrt zurück.

Man nennt das „Krümelhoch“. Denn es sind nur ein paar Brocken, die Dir hingeworfen werden, Dich aber in Euphorie und Hoffnung versetzen.

  • Dein Wert existiert quasi nur, wenn er Dir durch die Aufmerksamkeit und Zuwendung Deines Partners verliehen wird. Und Du bist bereit, alles dafür zu tun.

  • Du hast das Gefühl auf Eierschalen zu laufen, immer vorsichtig sein zu müssen, dass Du ihn oder sie nicht verschreckst, keinen Ärger bekommst, ihr oder ihm zu nahe trittst und sie oder ihn mit Deinen berechtigten Vorwürfen verletzt.

  • Es gibt keine wirkliche Bereitschaft zur Auseinandersetzung oder Klärung der Beziehungsprobleme. Sie werden vom Partner negiert oder Dir zugeschoben. Es gibt keine Übernahme für Verantwortung des eigenen Anteils an Problemen seitens Deines Partners.

Stattdessen reagiert Dein Partner verletzt oder beleidigt, gerne auch mit Rückzug, wenn Du eigenen Bedürfnissen Raum geben willst oder Beschwerden vorbringst. Auf diese Weise kann nichts geklärt werden, Du musst Dein Leid wegdrücken und bist für die verletzten Gefühle Deines Partners zuständig. Diese Überanpassung entfernt Dich immer weiter von Dir selbst.

  • Du schaust mit einem Podestblick auf Deinen Partner- wirkliche Augenhöhe fehlt.

Er oder sie werden von Dir idealisiert. Du nimmst ihn in Schutz, anstatt für Dich einzutreten. Du bist nicht auf Deiner Seite, sondern ihr seid beide auf der Seite des Partners. Einer Art unheilige Koalition entsteht, die auf Deine Kosten geht.

  • Trotz Deiner Verzweiflung und Deines Schmerzes verdrängst Du Deine eigenen Verletzungen immer wieder und versuchst stattdessen ihn oder sie zu verstehen.

Du identifizierst Dich mit den Anschuldigen und der Kritik, so als wärst Du gehirngewaschen. Schlussendlich seid Ihr Euch einig, dass Du das Problem bist.

  • Deine Lebensfreude und Energie verschwinden zunehmend, oft treten psychosomatische Beschwerden auf.

Fast alle meiner Klienten mit der Thematik toxische Beziehung litten unter Beschwerden, wie Übelkeit, Kraftlosigkeit, depressiven Verstimmungen, Kopfschmerzen.

  • Der schon beschriebene Suchtcharakter der toxischen Beziehung ist ein typisches Merkmal.

Wenn Du einmal connected bist und im Strudel toxischer Beziehung gefangen, ist eine eindeutige Abwärtsdynamik erkennbar. Dein Bindungssystem ist hochaktiv, Dein Autonomie/Selbstschutzprogramm ist heruntergefahren. Du trickst Dich selbst aus und redest Dir Deine Einsichten aus, damit Du an der Illusion der Beziehung festhalten kann. Sehenden Auges rennst Du in Dein Unglück.

Beispiel: Anna ist so ein Bei spiel. Anna ist eine lebenslustige Frau Mitte dreißig, arbeitet in der Filmbranche und ist mit ihrem Leben zufrieden. Nur, dass es noch nie wirklich mit einer langfristigen Beziehung geklappt hat und sie gerne eine Familie und Kinder hätte, ist ein Minuspunkt für Anna.

Da lernt Sie Ben kennen und beide verlieben sich unsterblich. Ben hat zwei Kinder und die lernt Anna bald schon kennen. Alles ist gut, die Liebe ist groß, Familienpläne werden gemacht, das gemeinsame Leben wird in den schönsten Farben ausgemalt. Ben hat es sehr eilig damit.

Eigentlich geht das alles ein wenig schnell, findet Anna, aber weil Ben ihr doch endlich all das verspricht, was sie sich schon so lange wünscht, übergeht sie jeden Zweifel.

Nach ein paar Wochen schiebt Ben immer häufiger seine Arbeit vor, sie sehen sich weniger. Wenn Anna nachfragt, wirkt Ben genervt und fühlt sich eingeengt. Seine Gefühle scheinen erkaltet. Was hat Anna falsch gemacht?

Sie will ihn doch verstehen, lieben, akzeptieren so wie er ist? Er soll sich sicher fühlen. Anna schreibt Briefe, will mit ihm reden. Sie streiten viel. Ben ist verletzt, will plötzlich von einer Beziehung nichts mehr wissen. Er gibt ihr die Schuld an dem, was passiert ist. Sie soll nicht so viel fordern, es würde ihm dadurch schlecht gehen. Er hat immer irgendein Problem oder eine Ausrede, warum er gerade keinen Kontakt will.

Vom gemeinsamen Leben und der Familie ist keine Rede mehr. Sie hätte sich alles nur eingebildet, würde übertreiben und sei überhaupt eine Furie. Kein Wunder, dass sie bis jetzt keine Familie hätte. Ben wird wütend, als Anna das nicht akzeptieren will. Er beleidigt sie und macht ihr haltlose Vorwürfe. Über seine eigenen Gefühle und Versprechen spricht er nicht.

Anna glaubt nach einer Weile, dass sie einfach schrecklich ist und an allem allein die schuld trägt. Sie bettelt um ein Treffen, Ben kanzelt sie ab. Als wir miteinander arbeiten, dauert es lange bis Anna aufhört, Bens verletzendes Verhalten zu verteidigen und ihre eigene Position einzunehmen.

Es stellt sich heraus, dass Bens Beziehungen immer den gleichen Verlauf haben. Das hilft Anna zu verstehen, dass Ben tut was er tut, weil er es immer so macht und nicht, weil sie nicht gut genug ist. Sie gibt ihre Rettungsversuche auf.

  • In toxischen Beziehungen finden oft auch Formen emotionalen Missbrauchs statt. Hier eine kurze Übersicht, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

Formen emotionalem Missbrauchs

  1. Gaslighting: Dieser Ausdruck steht für Irreführung. Deine Wahrnehmung wird immer wieder in Frage gestellt oder belächelt, solange bis Du glaubst verrückt zu werden und vollkommen verunsichert bist. „Das bildest Du Dir alles nur ein!“, ist ein typischer Satz, der mit Gaslighting in Verbindung steht. Eine Klientin hatte Beweise dafür, dass sich Ihr Partner mit einer anderen Frau getroffen hatte. Er lachte Sie aber nur aus, als sie ihn konfrontierte, nannte Sie eifersüchtig und hysterisch und war beleidigt. Schließlich entschuldigte sie sich bei ihm und glaubte, sich geirrt zu haben.
  2. Schuldumkehr: die Verantwortung für alles, was schwierig in der Beziehung ist, wird auf Dich abgewälzt. Selbst wenn es offensichtlich ist, dass der Partner einen großen Anteil am Problem hat oder die Schuld trägt, zum Beispiel bei körperlicher Gewalt, heißt es: „Was hatte ich denn für eine Wahl, Du bringst mich doch soweit!“. Eine Klientin, deren Partner sie selbst und ihr Kind immer wieder geschlagen hatte, glaubte schließlich selbst daran, dass sie ihren Partner ja provozieren würde. Manchmal, das kannst Du Dir bestimmt vorstellen, bleibt mir da kurz die Sprache weg. Genau dieses Beispiel zeigt aber auch die Toxizität und die Vernebelung, die in solchen Beziehungen auftritt.
  3. Kleinmachen, erniedrigen, abkanzeln: Immer wieder gibt es teils verdeckte, teils offene Angriffe auf den Selbstwert des Partners. Die Botschaft dieser Diskriminierungen, die oft auch vor anderen stattfinden ist immer: „Du bist ungenügend, nicht gut genug!“ Lächerlich machen und Beschämungen gehören zum Reportaire.
  4. Etwaiges „Fehlverhalten“ wird vom Partner mit Schweigen oder Ignoranz bestraft. Ausgeliefertsein und Machtlosigkeit des Anderen sind die Folge und führen wiederum dazu, Abbitte zu leisten und zu Kreuze zu kriechen.
  5. Double Binds, Doppelbotschaften spielen eine große Rolle in toxischen Beziehungen: die Kluft zwischen Gesagtem und Getanem ist unüberbrückbar. „Das habe ich doch gar nicht gesagt!“ heißt es immer wieder. Was heute versprochen wird, ist morgen kein Thema mehr. Verletzende Bemerkungen werden oft in freundliche Worte gepackt. Mehr zu Doublebinds findest Du in diesem Artikel.
  6. Isolation: Dein Partner zeigt Dir, dass er Deine Freunde nicht mag, er will Dich ganz für sich haben. Du sollst Dich nur nach ihm ausrichten. Diese Isolation macht Dich noch einsamer und abhängiger.
  7. Alle Formen passiver Aggression. Mehr dazu in diesem Artikel

Das sind nur einige Merkmale, nicht alle müssen vorkommen und nicht alle in der beschrieben Intensität. Man kann die Liste endlos ergänzen.

Wichtig finde ich auch, zu verstehen, dass wir alle manchmal ungesunde Strategien in Beziehungen verwenden. Eine toxische Beziehung wird daraus erst dann, wenn sich diese Strategien dauerhaft und immer wieder zeigen, also ein typisches Beziehungsmuster bilden.

 

Narzissmus oder Bindungsangst? Die Ursachen toxischer Beziehungen

Nicht alle toxischen Beziehungen haben mit Narzissmus des Partners zu tun, das wird heute sehr häufig vermengt. Natürlich sind es recht häufig Narzissten oder Menschen mit sehr starken narzisstischen Tendenzen, die sich in toxischen Beziehungen ausleben. Aber auch Bindungsangst oder Persönlichkeitsstörungen können Ursache für eine toxische Beziehung sein.

Ich möchte in dieser Folge nicht zu tief auf dieses Thema eingehen, denn auch das hat wieder den Stoff für ein ganzes Buch.  Allerdings gibt es im Netz auch jede Menge Material dazu. Zum Thema Bindungsangst kann ich Dir die Bücher von Stefanie Stahl empfehlen, die nach meiner Meinung die Expertin auf diesem Gebiet in Deutschland ist.

 

Wie Du den Ausstieg aus toxischen Beziehungen findest

Am Anfang der Befreiung steht die Erkenntnis, zu sehen, was wirklich ist. Wenn Du es schaffst, das Drama hinter der Beziehungsillusion zu sehen an die Du Dich klammerst, ist bereits der erste Schritt getan.

Allerdings wird es ein emotional schmerzhafter Prozess sein, das sollte Dir bewusst sein. Wenn wir Bindungen eingehen, dockt unser Nervensystem regelrecht an am anderen. Du kannst keine Verbindung sehen und doch ist sie da. Und jedes Durchtrennen dieser Bindung, bedeutet dass in Deinem Nervensystem die Schmerzzentren aktiviert werden, die auch bei körperlichem Schmerz aktiv sind.

Im Podcast/ Artikel über Trennung habe ich davon gesprochen, dass eine unfreiwillige Trennung sich anfühlt, als würde Dir ein Arm abgerissen. Bei einer toxischen Bindung musst Du die Verbindung quasi selbst abreißen. An diesem Bild kannst Du ungefähr ermessen, was das bedeutet. Doch auch Du kannst es schaffen, weil es geht und weil andere es auch schaffen konnten und weil Du wieder glücklich werden willst. Du kannst es, wenn Du es wirklich willst, versprochen!

  • Absoluter und vollkommener Kontaktabbruch:

Diese Methode wird am häufigsten empfohlen, um sich aus toxischen Beziehungen zu befreien und den Manipulationsstrategien des Partners zu entgehen. Meine Meinung dazu ist ehrlich gesagt differenziert. Theoretisch ist der absolute Kontaktabbruch die allerbeste Lösung: Nummern löschen, Kommunikation einstellen, das volle Programm.

Dieser Radikalentzug wird Dich nach einer Weile unabhängig und frei machen. Nur kenne ich keinen einzigen Klienten, der das durchgehalten hat. Kurz ist die Bereitschaft da, alsbald droht der suchtbedingte Rückfall. Und dann folgt auch noch die Erkenntnis: ich bin schwach, ich schaffe nicht mal den Kontaktabbruch!

  • Stärkung der eigenen Autonomie

Ich arbeite mit meinen Klienten daran, die Königin oder den König in sich (wieder) zu wecken, aufzuhören Diener oder Dienerin zu sein. Wo ist Deine wilde Seite geblieben, der Abenteurer in Dir, die Bitch? Hör auf dieses artige Mädchen zu sein!

Erinnere Dich, was Du eigentlich willst, was Du brauchst um Dich okay zu fühlen! Hole Dir Dein verlorenes Selbst zurück! Das ist Dein Ausweg!

  • Erkenne den Schwachpunkt in Deinem unbewussten Beziehungsmuster, der Dich anfällig gemacht hat und ändere Dein unbewusstes Beziehungsprogramm.

Suche Dir dazu, wenn nötig professionelle Unterstützung. Es ist keine Schwäche, Hilfe anzunehmen, wenn man sie braucht. Es ist eine Stärke!

  • Befreie Dich aus der Isolation

Weihe Freunde und Familie ein, erzähle Ihnen wie es Dir wirklich geht. Reiß das Schein-Bild der Beziehung ein. Höre auf, Dich zu schämen. Du brauchst nun jeden Rückenhalt, den Du finden kannst.

  • Fange an, Dir wieder einen neuen Fokus zu suchen, eigene Interessen verfolgen.

Was tut dir gut, was hat Dir früher Freude gemacht. Richte den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit wieder mehr auf Dich. Auch wenn Du keine Lust hast, ist es wichtig und richtig auf eigene Ressourcen zurückzugreifen. Das wird Dich stärken! Und darum geht es!

  • Entscheide Dich, das Zepter des Handelns wieder in die Hand nehmen, auch wenn es schwer ist. Versprich Dir, selbst gut für Dich zu sorgen.

Es macht nichts, wenn Du anfangs winzige Schritte machst. Es geht darum, dass Du losgehst, nicht um das Tempo! Es ist Dein Leben, hole es Dir zurück. Du hast Glück und Liebe verdient.

Unterstützung findest Du auch in zahlreichen Foren oder Communities. Unterstützung und Verständnis machen stark.

  • Ziehe in Gedanken eine innere Trennwand zwischen Dich und Deinen Partner.

Reflektiere nun genau, was Dein Anteil an einer schwierigen Situation ist und was er dazu beiträgt. Halte an Deiner Wahrnehmung fest. Rede mit anderen darüber. Schreibe es Dir auf!

  • Faktencheck

Lege Dir ein Heft an und trage jeden Tag ein, was an Gutem und Schwierigem stattgefunden hat  in der Beziehung. Was ist wirklich gesagt, getan worden? Sortiere die Fakten, anstatt Dich auf Interpretationen Deines Partners zu verlassen. Schau in Dein Heft, wenn Du wieder glaubst, selbst an allem Schuld zu sein.

Nimm regelmäßig die Haltung eines Außenstehenden Beobachters ein. Wenn Du die Beziehung mit einem distanzierten Blick von Außen beobachten würdest, was würde Dir auffallen? Was fehlt, was ist zuviel, was ist an der falschen Stelle?

Erinnere Dich regelmäßig an Deine Erkenntnisse und die notierten Fakten. Das hilft Dir, Dich nicht selbst zu überlisten.

  • Verlaufskurve zeichnen

Male Dir auf ein A4 Blatt ein Diagramm. Die untere Längsachse ist die Beziehungsdauer. Unterteile sie in circa 10 Abschnitte. Die aufrechte Achse ist eine Skala von 0- 10. 10 symbolisiert ein absolutes Hochgefühl in der Beziehung, 0 den absoluten inneren Katastrophenzustand.

Beginne nun, den Anfang der Beziehung in emotionaler Hinsicht zu bewerten und zu markieren. Wie hast Du Dich gefühlt auf einer Skala von 0-10, wenn 10 wunderbar ist und 0 schrecklich? Wiederhole die Messung für alle 10 oder mehr Zeitpunkte der Beziehung. Verbinde alle Punkte zu einer Kurve. Schreibe wichtige Ereignisse an die Markierungen. Was ist passiert, bevor Du Dich bei 2 fühltest.

Was hat dafür gesorgt, dass es wieder aufwärts ging? Auf diese Weise bekommst Du einen Überblick über die Dynamik der Beziehung. Aber Achtung, diese Erkenntnis kann erschreckend sein.

  • Betrachte die Vorbeziehungen Deines Partners

Woran sind sie seiner Erzählung nach gescheitert? Sind es die gleichen Themen, die ihr jetzt habt? Man kann an der Art und Weise, wie Menschen über Ihre Verflossenen sprechen, sehr viele Rückschlüsse über das Beziehungsmuster ziehen und so zu tiefgreifenden Erkenntnissen kommen.

  • Setze Dir eine innere Deadline, nur für Dich selbst

Das holt Dich aus der Hilflosigkeit zurück in die Selbstbestimmtheit. Das könnte zum Beispiel so aussehen: „Ich werde dieser Beziehung noch eine Chance einräumen. Ich schaue, ob sich etwas ändert, wenn ich aufhöre mich klein und abhängig zu verhalten und anfange, für mich einzutreten. In drei Monaten werde ich eine ehrliche Statusaufnahme machen und neu entscheiden, wie ich damit umgehen will.“


 

Ich wünsche Dir dafür von Herzen alle Kraft der Welt! Zum Abschluss habe ich noch eine Bitte an Dich: Ich stecke sehr viel Zeit und Energie in den Podcast und den Blog, weil es mir wichtig ist, dass diese Inhalte bekannt werden, damit Menschen sich erkennen, sich verstanden fühlen und neue Wege einschlagen können, bzw. den Mut dafür finden.

Wir brauchen Selbstkompetenz um Selbstwirksamkeit zu entwickeln und ich liebe dieses Lebensprinzip. Mir liegt das am Herzen.

Und wenn Du jemanden kennst, dem die Themen auf dem „Leben Lieben Lassen“ Blog & Podcast auch helfen könnten, dann freu ich mich, wenn Du die Inhalte teilst und/oder likst.

Und glaub mir, mir geht’s nicht um tausende Follower, mir geht’s darum, die Menschen zu erreichen, die genau diese Art von Unterstützung brauchen und für die ich eine Unterstützung sein kann. Und wenn Du mich dabei unterstützt, dann freu ich mich um so mehr…

Und vergiss nicht: Wenn wir Dinge verändern wollen in unserem Leben dann ist das so als würdest Du Tennis lernen, wenn Du es noch nie gespielt hast. Es geht erst einmal darum, soviel wie möglich davon zu verstehen, das reicht aber nicht, Du musst raus auf den Platz und anfangen zu üben. Erst dann machst Du die Erfahrung, dass es Dir immer besser und besser gelingt…

So funktioniert nun einmal unser Gehirn und das gilt auch für persönliche Veränderungsprozesse, Du brauchst Training, praktisch. Und am besten Du spürst dabei in Dich hinein, wie es für Dich aussieht. Bist Du jemand, dem das reicht, was ich Dir an die Hand gebe und was Du Dir aus Büchern und Artikeln erarbeitet hast, um damit selbst zu trainieren? Oder spürst Du, dass Du vielleicht ein bisschen Rückenwind brauchst, Dir persönliche Unterstützung und Begleitung wünschst, einen Sparringspartner, einen Coach?

Dann suche Dir diese ganz persönliche Unterstützung, wo immer Du Sie finden kannst. Ich biete meinen Klienten dafür ein 30 min Kennenlerngespräch an, via Zoom oder ganz persönlich hier vor Ort, wenn Du in der Nähe wohnst. Und da ist Raum für Dein Thema, deine Veränderungswünsche, alle möglichen Fragen und vor allem die, ob man sich von beiden Seiten eine Zusammenarbeit vorstellen kann. Denn das, ist überaus wichtig für den Beratungserfolg. Und auch ich kann natürlich nicht für jeden passend sein. Mehr dazu findest Du ganz ausführlich unter „Dein Coaching“.

Allerdings, es gibt einen klitzekleinen Haken: ich bin nicht sehr spontan, da ich mit sehr vielen Klienten arbeite. Ein wenig Geduld wird eine Zusammenarbeit mit mir kosten. Wenn Du in ganz dringenden Situationen Hilfe brauchst, bitte ich Dich daher Dich nach jemandem umzuschauen, der sofort verfügbar ist.

Und bitte: egal, in welcher schwierigen, verzwickten und scheinbar ausweglosen Situation Du Dich gerade befindest und glaub mir, ich höre oft unglaublich schmerzhafte Geschichten, bitte gib nicht auf. Ich weiß, dass man sich oft auch noch schämt, wenn es einem richtige schlecht geht, dass man Angst hat, dass einen eh niemand verstehen könnte.

Herzlichst, Deine Claudia


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Hören kannst Du mich auch in der Meditations-App „Insight Timer“ mit ausgewählten Meditationen und Podcasts.

Das Neuste von „Leben-Lieben-Lassen“ gibt für Dich per Mail in meinem monatlichen Newsletter. Trag Dich am besten gleich hier ein.

Ich freue mich auf Dich. Liebe Grüße, Claudia

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